Das Samyang AF 18mm F2.8 FE in der Landschafts- und Panoramafotografie
Ende 2019 brachte der koreanische Hersteller Samyang das AF 18mm F2.8 FE auf den Markt, ein Superweitwinkelobjektiv für Sony E Vollformatkameras, welches über mehr als 100° Bildwinkel verfügt und mit einem verhältnismäßig kleinen Preis lockt. Es kostet derzeit nur etwa ein Drittel des Zeiss Batis 2.8/18, was über die gleiche Lichtstärke und ebenfalls über einen AF-Antrieb verfügt. 
Samyang AF 18mm F2.8 FE am Novoflex VR-System
Spannende für mich dabei die Frage, ob sich der günstige Preis des neuen Samyang Objektives auf die Bildqualität, Handhabung oder Funktionalität auswirkt? Dieser Frage bin ich in den Weihnachtsferien nachgegangen und habe das neue Objektiv bei meinen Panoramaaufnahmen und in der Landschaftsfotografie ausgiebig eingesetzt.
Blende 8 und 11
Da ich vor hatte das Objektiv ausschließlich für diese Zwecke zu verwenden, benutzte ich, wie in diesem Genre der Fotografie üblich, eine mittlere Blende und die hyperfokale Distanz um die Schärfentiefe zu dehnen ohne dabei allzu große Kompromisse bei der Bildqualität eingehen zu müssen. Bei meinen Testaufnahmen setzte ich deshalb ausschließlich die Blende 8 und 11 ein.
Der erste Eindruck
Klein und leicht, fast zu leicht. 145 Gramm und eine Länge von 65mm, Filtergewinde 58mm und die Gegenlichtblende im Lieferumfang, die, genau wie das Gehäuse komplett aus Kunststoff gefertigt sind. Das Bajonett ist allerdings aus Metall. Das Aüßere fühlt sich zwar hochwertig an und ist gut verarbeitet, das geringe Gewicht suggeriert einem aber mindere Qualität, vor allem wenn man die aus Vollmetall gefertigten Zeiss Loxia Objektive gewohnt ist.
Samyang AF 18mm F2.8 mit Köcher Hülle
Das Objektiv wird in einem praktischen, maßgeschneidertem Köcher geliefert, der sich gut für den sicheren Transport eignet und schnell in irgendeiner Seitentasche des Fotorucksacks verstaut ist.
An der Kamera
Samyang AF 18mm F2.8 FE am Panoramakopf

...und auf dem Panoramakopf am Stativ macht sich das geringe Gewicht sehr positiv bemerkbar. Der Schwerpunkt des Systems bleibt nahe dem Drehpunkt und das Kamerabajonett wird kaum belastet.

Der breite Fokussierring lässt sich gut von aussen erreichen.

Ansonsten besitzt das Objektiv keine weiteren Schalter oder Einstellringe.

Filter
Das verhältnismäßig kleine Filtergewinde von 58mm spart Geld beim Filterkauf, ich benutze gerne einen Haida Neutralgrau Filter (affiliate Link) um die Belichtungszeiten bei Motiven am Wasser zu verlängern. Den Himmel dunkel ich mit einer zweiten Aufnahme ab, die ich kürzer belichte. Anschließend kombiniere ich beide Aufnahmen per Ebenen und Masken im Photoshop.
Samyang AF 18mm F2.8 FE mit ND Filter Beispiel Aufnahme
Fokussieren
Der STM Autofokus funktioniert ausgesprochen gut: schnell und leise wird der angewählte AF-Punkt angefahren und sitzt dann präzise. Auch im Videobetrieb sehr gut brauchbar. Für Panoramen schalte ich diesen jedoch ab und fokussiere manuell. Somit erhalte ich eine einheitliche Fokusstellung über die komplette Bildserie, die später zum Panorama verarbeitet wird. Da das Objektiv keinen AF/MF Schalter hat erfolgt das Umstellen im Menü der Sony Kamera. Anschließend dreht man am breiten Fokusring des Objektivs, der wiederum den STM ansteuert und den Fokus verstellt. Die aktuelle Position der Schärfe lässt sich daraufhin im Sucher der Kamera und hinterem Display sehr schön ablesen.
Fokus einstellen am und Sucher Display der Kamera
Für meine Panoramen benutzte ich 2m bei Blende 11 und erhielt dann eine Schärfentiefe von ca. 1m bis unendlich. Dies sind allerdings meine Erfahrungswerte, die für meine Kamera gelten und nicht verallgemeinert werden sollten. Ich empfehle jedem dies an der eigenen Kamera mit Hilfe von Testaufnahmen einmal auszuprobieren.
Optische Qualität
Um es vorweg zu nehmen: mein Exemplar ist erstaunlich gut! Die Vignettierung – bei Weitwinkelobjektiven meist sehr ausgeprägt, hält sich in Grenzen. Chromatische Aberration – Farbsäume an kontrastreichen Kanten - sind kaum vorhanden und lassen sich mit wenigen Klicken in der Nachbearbeitung beseitigen. Schärfe, Detailauflösung und Kontrast sind auf sehr hohem Niveau, dies alles wohlgemerkt bei der von mir verwendeten Blende 8 und 11.
Beispiel Aufnahme Schärfe und Qualität
Interessant ist, dass diese Qualitätsniveau ohne Softwarekorrekturen erreicht wird, denn ein Profil gibt es zum heutigen Zeitpunkt (Januar 2020) für dieses Objektiv noch nicht.
Gegenlicht
Flares bei starken Punktlichtquellen treten bei jedem Objektiv auf. Beim Samyang AF 18mm F2.8 FE muss man sie allerdings erst einmal suchen! Gefunden habe ich sie dann bei Testaufnahmen, wenn der starken Lichtquelle ein dunkler Bereich gegenüber steht, wie z.B. hier:
Samyang AF 18mm F2.8 FE im Gegenlicht Sonnenstern Lensflares
Fahren Sie mit der Maus über die Aufnahmen um die Belichtung zu verändern.

Die Blende mit 7 Lamellen erzeugt einen 14-strahligen Stern, dessen Strahlen umso schärfer und ausgeprägter wiedergegeben werden je stärker man abblendet. Blende 11 (Beispiel oben) oder 13 ist meiner Meinung nach der beste Kompromiss um einen schönen Stern zu erhalten ohne allzu zu stark abblenden zu müssen, was zu Beugungsunschärfe führen würde.
Schrittweiten
Samyang AF 18mm F2.8 FE am Nodalpunktadapter Um mit möglichst wenig Aufnahmen auszukommen machte ich das sphärische 360°x180° Panorama an der Vollformatkamera mit insgesamt 17 Aufnahmen:

8 Aufnahmen, die auf den Horizont ausgerichtet waren, hier habe also jeweils um 45° weitergedreht.

Dann schwenkte ich vertikal um 50° nach oben und machte 4 Aufnahmen im Abstand von 90° bei jeder zweiten Rastung des VR-Systems.

Anschließend machte ich 4 weitere Aufnahmen in der -50° Stellung nach unten. Zum Schluss eine Nadiraufnahme für die spätere Stativretusche.

Fahren Sie links über das Bild um sich den Ablauf anzeigen zu lassen.
Samyang AF 18mm F2.8 FE Panorama aus 17 Einzelaufnahmen
Später wurden dann die 17 Einzelaufnahmen wie oben gezeigt zum vollsphärischen Kugelpanorama zusammengesetzt.

Wer es lieber unkompliziert mag, dem empfehle ich alle drei Zeilen mit jeweils 8 Aufnahmen zu machen. Dies erleichtert später das „Ausrichten am Gitter“, falls man wie hier Aufnahmen ohne scharfe Kontur (Bild 15 und 16) verwendet, die die Software sonst schlecht einordnen kann.
Meine Ergebnisse
Hier gehts zu den Testergebnissen 5 Panoramen mit dem Samyang AF 18mm F2.8 FE am Novoflex VR-System ...in Form von vollsphärischen Kugelpanoramen sind jeweils 25362 x 12681 Pixel groß also insgesamt 321 MegaPixel. Die zu erwartende Größe ist natürlich auch abhängig von der Kamera. Ich verwendete die Sony A7RII mit 42 MegaPixel Vollformatsensor.

Klicken Sie links auf die Kugel um sich 5 Testpanoramen anzeigen zu lassen.
Mein Fazit
Aufgrund des geringen Gewichts hat das Samyang AF 18mm F2.8 FE bei mir den Spitznamen "das Plastikobjektiv“ bekommen und mit Plastik verbindet man im Deutschen ja nicht unbedingt Qualität.

Die Ergebnisse in der Panoramafotografie – bei mittlerer Blende – haben mich allerdings überzeugt: Fast so gut wie mein Zeiss Loxia 2,8/21mm was Schärfe und Auflösung angeht, mit einer etwas anderen Gegenlichtcharakteristik: Ein leichtes Überstrahlen und ein nicht ganz so scharfer Sonnenstern wirken auf mich natürlicher und nicht ganz so technisch wie beim Zeiss. Der riesige Bildwinkel, die kompakten Abmaße und das geringe Gewicht sind in der Landschafts- und Panoramafotografie ideal, gerade wenn man auf Reisen ist.

Samyang AF 18mm F2.8 FE
Ich werde dieses Objektiv behalten!


Meine Ausrüstung
... mit der ich die Testpanoramen aufgenommen habe:

Bei den affiliate Links handelt es sich um „bezahlte Werbung“ zu Amazon, mit denen ich diese Website finanziere.


Jan Röpenack, Januar 2020





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