Das Walimex 8mm/3,5 Fisheye Pro II an einer Vollformatkamera

Fisheye Objektive erfreuen sich in der Panoramafotografie einer großen Beliebtheit, kann man doch mit ihnen die Anzahl der nötigen Aufnahmen z.B. für ein sphärisches Panorama auf ein Minimum reduzieren. Die deutliche Verzeichnung, das Durchbiegen von Linien, stört dabei kaum, da gängige Stitchingprogramme wie z.B. PTGui, Hugin oder Autopano Pro damit umgehen können.

Walimex 8/3,5 Fisheye Pro II mit abnehmbarer Gegenlichtblende

Gerade neu auf den Markt gekommen ist das Walimex 8/3,5 Fisheye Pro II mit abnehmbarer Gegenlichtblende. Im Vergleich mit anderen Objektiven dieser Art ist es preislich am unteren Ende zu finden, was es vor allem für Einsteiger sehr interessant macht.

Die abnehmbare Gegenlichtblende in der neuen Version II ist ein großer Vorteil für Besitzer von Vollformatkameras: das mühsame und für die Frontlinse gefährliche Absägen einer fest eingebauten Gegenlichtblende - wie beim Vorgängermodell und den meisten Konkurrenzprodukten - erübrigt sich somit. Durch den Verzicht der Gegenlichtblende erhält man an einer Vollformatkamera den größt möglichen Bildwinkel. An einer Kamera mit kleinerem Sensor macht dies allerdings keinen Sinn. Im Frühjahr 2009 hatte ich darüber berichtet.

Übrigens, Walimex ist nur ein Markenname, genau wie Rokinon, Bower, Opteka und Vivitar. Unter diesen Namen werden die Objektive des südkoreanischen Herstellers Samyang Optics Co. Ltd. ebenfalls - vor allem im Ausland - vertrieben.
Mit oder ohne Gegenlichtblende?
APS-C Kamera, Gegenlichtblende So sieht eine Aufnahme bei Verwendung einer Kamera mit Sensor in APS-C aus. Die Gegenlichtblende reduziert Streulicht und ist im Bild nicht zu sehen. Für komplette Kugelpanoramen werden typischer Weise 8 Aufnahmen benötigt.
Vollformatkamera, mit Gegenlichtblende Diese Aufnahme wurde mit dem Walimex 8mm/3,5 Fisheye Pro II an einer Vollformatkamera mit montierter Gegenlichtblende gemacht. Die Blende ragt ins Bild und bescheidet den Bildwinkel. Dies ist nicht empfehlenswert.
Vollformatkamera, keine Gegenlichtblende Und hier das Ergebnis an einer Vollformatkamera bei demontierter Gegenlichtblende. Nun steht der maximale Bildwinkel zur Verfügung. Bei Verwendung eines Slant-Kopfes benötigt man für ein fast vollständiges Kugelpanorama nur 4 Aufnahmen.
8mm sind nicht 8mm...

Viele Fotografen schätzen den Bildwinkel eines Objektives anhand der Brennweitenangabe des Herstellers ein. Dass ein Fisheyeobjektiv bei gleicher Brennweite einen größeren Bildwinkel als ein "normal korrigiertes" Objektiv besitzt ist allgemein bekannt. Dass aber auch Fisheyeobjektive bei gleicher Brennweite unterschiedliche Bildwinkel besitzen ist eher verwunderlich, so ist es jedenfalls wenn man das Walimex 8mm Fisheye mit dem Sigma 3,5/8mm oder dem Canon 8-15mm/4 L USM vergleicht. Das Walimex verhält sich hier, im direkten Vergleich der Bildwinkel, eher wie ein 10mm Fisheye.

Dieser Umstand ist besonders bitter für Besitzer einer Kamera mit kleinem APS-C Sensor. Das günstige Walimex 8mm ist also keine wirkliche Alternative zum teuren Sigma 8mm oder noch teurerem Canon 8-15mm, vor allem nicht, wenn man vor hat, ein Kugelpanorama mit solch einer Kamera, einem Einbeinstativ, Slant-Kopf und nur 4 Aufnahmen zu machen. Was beim Sigma (hier mein Bericht aus 2010) ohne weiteres funktioniert ist beim Walimex einfach nicht möglich, d.h. es sind deutlich mehr Aufnahmen und der Einsatz eines Dreibeinstativs erforderlich.

Anders sieht es bei Vollformatkameras aus: da hier eine "Fisheyebrennweite" mit 10-12mm Brennweite vom Bildwinkel her reicht, kann auch das Walimex 8mm (dessen "wahre Brennweite", bezogen auf den Bildwinkel ja etwa 10mm entspricht) gut benutzt werden um mit 4 Aufnahmen und einem Slant-Kopf ein fast vollständige Kugelpanorama zu erzeugen. Und der große Vorteil bei der neuen Version II: die Gegenlichtblende muss nicht abgesägt, sondern kann bequem heruntergenommen werden. Ein Pluspunkt den es sich momentan nur mit dem teuren Canon 4/8-15 L USM teilt.

Novoflex VR-System Slant in Kombination mit der Drehplatte Panorama=6/8 und dem MagicBalance
Ein Slant-Kopf: hier das Novoflex VR-System Slant in Kombination mit der Drehplatte Panorama=6/8 und dem MagicBalance
Canon 4/8-15 L USM und Walimex 8mm/3,5 Fisheye Pro II
Alles manuell...

Objektive des Herstellers Samyang, zu dem auch das Walimex 8mm gehört, besitzen keinen Autofokus und die Blende wird wie in alten Zeiten am Objektiv per Ring eingestellt. Dies mag in der "normalen" Fotografie ein Nachteil sein, stört in der Panoramafotografie aber wenig, denn hier stellen wir ohnehin Blende, Fokus und Belichtung manuell ein. Einzig, dass keinerlei Einträge in die EXIF-Daten der Aufnahmen geschrieben werden stört ein wenig. Die Stitchingsoftware PTGui erkennt beispielsweise nicht, mit welcher Brennweite fotografiert wurde und vermutet bei fehlenden EXIF-Daten ein 50mm Normalobjektiv, was natürlich falsch ist und zu keinem fehlerfreien Ergebnis führt. In meinem Video zeige ich Ihnen an welcher Stelle man die richtigen Werte einträgt.

Die optimalen Werte...

Ich mache es mal kurz: Bei meinem Testexemplar an der Canon EOS 5D Mk II hatte ich die optimale Schärfe- und Kontrastleistung bei Blende 8 und Fokus auf 1,25m. Die Schärfentiefe betrug so etwa 30cm bis unendlich. Damit wären wir beim Begriff der hyperfokalen Distanz angekommen, d.h. denjenigen Fokuswert, den man einstellen sollte, um, bei gegebener Blende, eine möglichst große Schärfentiefe zu erhalten, die natürlich bis unendlich aber auch nicht darüber hinaus reichen sollte.

Ehrlich gesagt haben mich die 1,25m etwas verwundert, mein Sigma 8mm Fisheye erreicht nämlich seine optimale Abbildungsleistung bei gleicher Blende und Fokus auf 0,4m.

Manuelles Einstellen von Blende und Fokus am Walimex Objektiv
Die Hyperfokale Distanz...

kann man mit Hilfe von Formeln und Apps ermitteln; ich empfehle aber dringend diese errechneten Werte in eigenen Tests zu überprüfen, denn wer garantiert einem, dass die aufgedruckten Zahlen auf den Objektiven wirklich stimmen? Gerade im Zeitalter der Autofokusobjektive sehen viele Hersteller nicht mehr die Notwendigkeit hier präzise Skalen zu verwenden oder die Objektive vor der Auslieferung entsprechend zu justieren. Und dann kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Die Pixeldichte bzw. die Auflösung der verwendeten Kamera: Ist diese sehr hoch und erreicht die Pixelgröße den Bereich des Zerstreuungskreisdurchmessers wirkt das Ergebnis in der 100% Ansicht am Bildschirm unschärfer als die Aufnahme einer Kamera, die weniger Pixel besitzt.

Tipp

Formeln, Apps und Erfahrungswerte anderer Fotografen kann man als Grundlage verwenden, sie ersetzen aber nicht den praktischen Test mit der eigenen Ausrüstung. Und das manuelle Einstellen von Blende und Fokus am Walimex Fisheye hat auch einen Vorteil: Man kann den optimalen Wert fixieren, z.B. mit einem Klebeband und sich dann, vor Ort, nur noch mit der optimalen Belichtungszeit an der Kamera beschäftigen.

Optische Leistung im Vergleich

Um die Leistung eines neuen Objektives einzuschätzen, vergleiche ich dieses gerne mit einem Referenzobjektiv bei absolut gleichen Testbedingungen, d.h. gleicher Standpunkt, gleicher Winkel zur Sonne, gleicher Fokus, gleiche Blende und Belichtungszeit. Mein Referenzobjektiv war hier das Canon 4/8-15 L USM, was allerdings etwa 4x so teuer wie das Walimex 3,5/8mm Pro II ist.

Gegenlichtverhalten und Sonnenstern
In der Panoramafotografie dreht man oft durch die Sonne, das Gegenlichtverhalten ist also ein wichtiges Kriterium.
Sonnenstern Canon Sonnenstern Walimex
Canon 4/8-15 L USM
Walimex 3,5/8mm Pro II
Hier zeigt das Canon Objektiv (linkes Bild) deutlich weniger Schleier als das Walimex Objektiv, was wohl an der aufwändigeren Vergütung und der rückseitiger Beschichtung der Frontlinse liegt (2011 hatte ich darüber berichtet). Der Sonnenstern des Walimex zeigt 6 Strahlen, da dessen Blende aus 6 Lamellen besteht, der Stern des Canon Objektivs 14 Strahlen, da dessen Blende über 7 Lamellen verfügt.

Schärfe, Kontrast und chromatische Abberation
Die Schärfe des Walimex Objektivs ist erstaunlich gut und nimmt nur am äußersten Rand (bei der von mir verwendeten Blende 8) etwas ab. Da dieser Bereich in der Überlappung liegt spielt dies keine Rolle. Insgesamt ist das Walimex Fisheye auf Kontrast gerechnet, was den visuellen Schärfeeindruck noch unterstützt. Nennenswerte chromatische Abberation konnte ich bei keinem der beiden Objektive in dieser Testsituation feststellen. Wer möchte kann sich hier eine original JPG und RAW Datei des Walimex Objektivs, "out of the cam", von meinem Server laden.
1:1 Panorama-Test; Canon gegen Walimex
Und hier mein 1:1 Panorama-Test: Canon gegen Walimex. Klicken Sie auf eine Kugel rechts! (funktioniert am besten mit dem Firefox Browser und Flash)
Genauer betrachtet ist der nutzbare Bildkreis des Walimex Objektivs etwas kleiner als der des Canon Objektivs (der Zoom stand immerhin bei 12mm), zu erkennen im unteren Bereich des Stativkopfes. Aber egal, die Technik mit vier um 60° geneigten Aufnahmen funktioniert auch beim Walimex Objektiv an der Vollformatkamera erstaunlich gut.

Abgesehen von Testfotos kann man mit dem neuen Walimex Objektiv auch schöne Panoramen machen, hier zwei meiner Versuche.


Aus vier Aufnahmen wird ein Kugelpanorama
Das "Stitching", d.h. die Montage der vier Einzelaufnahmen zu einem Kugelpanorama ist zwar einfach, trotzdem gibt es ein paar Dinge die unbedingt beachtet werden sollten, speziell wenn man mit dem Walimex Objektiv arbeitet.

Video Wie dies funktioniert und bei welchen Schritten Sie besonders aufpassen sollten zeige ich Ihnen in meinem kleinen Video ab dem Zeitstempel 08:14
Mein Fazit
Das neue Walimex 8/3,5 Fisheye Pro II ist vom Preis/Leistungsverhältnis momentan unschlagbar und die optische Leistung auf hohem Niveau. Für noch mehr Leistung muss man ein vielfaches bezahlen und nicht für jeden lohnt sich der finanzielle Mehraufwand. Ideal für Panoramafotografen, die vorhaben, früher oder später ins Vollformat um- oder einzusteigen.

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Vielen Dank!

Jan Röpenack, Oktober 2012
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